Die Trägerin des Nürtinger Unverpackt-Ladens, die Genossenschaft Glas & Beutel – Unverpackt Nürtingen eG, veranstaltete kürzlich ihre erste Generalversammlung zum Gründungsgeschäftsjahr 2019. Anders als geplant, wurde die Versammlung Covid-19-bedingt zunächst verschoben und vor dem Hintergrund der Unsicherheit im Herbst kurzfristig im August einberufen. Um bestmöglichen Schutz zu bieten, wurden die 400 Mitglieder der Genossenschaft zur Versammlung unter freiem Himmel in das Naturtheater nach Grötzingen eingeladen.

Aufsichtsratsvorsitzender Roman Renz dankte in seiner Begrüßung allen im Laden Aktiven für ihr Engagement. Er bestätigte dem Vorstand eine tadellose Arbeit und zeigte sich über die regelmäßigen und offenen Absprachen erfreut. Zudem kündigte er das Ausscheiden Otmar Heirichs aus dem Aufsichtsrat an.

Der Vorstand, bestehend aus Rena Junginger, Klaus Seeger und Michael Medla, setzte in seinem Geschäftsbericht noch vor der Gründung der Genossenschaft an. Bereits seit Herbst 2018 habe man sich mit vielen Ehrenamtlichen auf den Weg begeben, den ersten Unverpackt-Laden im Landkreis Esslingen zu gründen, berichtete Rena Junginger von den ersten Meilensteinen des Projekts. Besonders stolz sei man auf die große Gemeinschaft hinter dem Projekt – vom gemeinsam aufgestellten Sortiment über den Ausbau und die Einrichtung des Ladens in den Sommerferien 2019 bis hin zum gegenwärtig haupt- und ehrenamtlich getragenen Ladenbetrieb. „Glas & Beutel soll als Kapitalgesellschaft wirtschaftlich arbeiten. Andererseits geht es um mehr als nur den Produktvertrieb: Wir wollen Plattform für den Austausch untereinander sein, wie ein verpackungsarmes Leben – neudeutsch, wie der Zero Waste-Lifestyle – umgesetzt werden kann“, beschreibt Rena Junginger die gelebte Vision.

Nach der Eröffnung des Ladens im Oktober 2019 sei das Sortiment inzwischen auf rund 600 Produkte angewachsen. Der Ausbau des Sortiments erfolge auf Vorschlag der Kund*innen und einer ehrenamtlichen Sortimentsgruppe. Nach Prüfung der Vorschläge seien die Mitglieder gefragt, für die von ihnen präferierten Produkte zu stimmen, erläuterte Produktvorständin Rena Junginger das partizipative Verfahren. Prosument statt bloßer Konsument zu sein, sei das versprochene Ziel. Beim Ausbau werde dabei weiterhin auf verpackungsfreie, ökologisch erzeugte und regionale Produkte geachtet, auch wenn alle Kriterien nicht immer erfüllt werden könnten. Ständig sprängen jedoch neue Lieferanten auf den Trend auf, sodass sich das Sortiment auch laufend ändere.

Klaus Seeger richtete als Finanzvorstand den Blick auf die Zahlen. Der prognostizierte Verlust im Gründungsjahr von rund 15.000 Euro wurde mit dem tatsächlichen Ergebnis von 11.200 Euro erfreulicherweise unterschritten – trotz späterer Eröffnung als ursprünglich geplant. Für 2021 wagte er keine Prognose, doch habe der Laden aufgrund der Gesellschaftsstruktur ein breites Rückgrat. „Sie als 400 Mitglieder unserer Genossenschaft sorgen mit ihrem Anteil dafür, dass wir auch als junges Unternehmen in härteren Zeiten wie dieser Pandemie noch gut schlafen können“, bedankt sich Klaus Seeger bei den unterstützenden Mitgliedern.

Ebenso wolle er aber den Beschäftigten des Ladens danken, die mit unermüdlichem Engagement und Herzblut das Start-up mit aufbauten. „Ein solcher Einsatz ist nicht selbstverständlich und darum sehr zu würdigen“, freute er sich über die vier Mitarbeiterinnen, die als Teilzeit- und Aushilfskräfte den Laden im Alltag organisieren.

Vorstand Michael Medla gewährte im Rahmen der intensiven Aussprache mit den Mitgliedern einen Ausblick auf anstehende Projekte. So sei die Teilnahme an Veranstaltungen wie der Nürtinger Musiknacht oder Mobil ohne Auto geplant. Auch wolle man die Außenfläche einladend für einen Aufenthalt in der Marktstraße gestalten und die von Beginn an anvisierten Workshops und Vorträge aufnehmen. Alle genannten Maßnahmen seien allerdings vorerst der Pandemie zum Opfer gefallen.

Besonders positiv hob Michael Medla allerdings die ersten Kooperationen hervor. Seit der Gründung seien bereits einige studentische Projekte in Kooperation mit der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt erfolgt, für die sich Medla bedankte. „Wir freuen uns über den Input der Studierenden vom Marketing über Kundenumfragen bis hin zu neuen Vertriebsideen. Gleichzeitig sind wir als Social Entrepeneurs auch ein spannender Partner für Studierende und freuen uns so über den gegenseitigen Mehrwert.“, freut sich Michael Medla über die ersten Kooperationsprojekte. Ganz in diesem Sinne sei auch der geplante Austausch mit anderen Akteuren in der Stadt. „Mit Fair Fashion, einem Unverpackt-Laden, dem Weltladen bzw. hoffentlich auch einem Welthaus – und vielen weiteren zivilgesellschaftlichen Initiativen sehen wir das Potenzial für die Entwicklung Nürtingens zu einem nachhaltigen Leuchtturm“, wirbt er für eine Bewerbung der besonderen Stärken Nürtingens. 

Im Anschluss an die Aussprache stimmten die anwesenden Mitglieder einstimmig bei Enthaltung der Gremienmitglieder für die Entlastung des Vorstands und Aufsichtsrats. Zum Abschluss warb Versammlungsleiter Michael Medla für eine Unterstützung des Ehrenamts im Laden. Gerade in Zeiten der Pandemie wurde der ehrenamtliche Ladenbetrieb zur Herausforderung. „Wir freuen uns jederzeit über neue Interessierte, die unser Team im Laden unterstützen und selbst im Austausch untereinander mehr über unsere Produkte und Konzept lernen wollen“, lud er alle Mitglieder und Interessierte ein. Informationen hierfür finde man online unter www.glasundbeutel.de.